16.04.2008, 15:33
Leitwolf schrieb:Verzeihung, da stellen sich zigtausende Leute hin und erklären die komplette politische und gesellschaftliche Ordnung für falsch. Sie kippen gesellschaftliche Konventionen, sie begehen Straftaten und sie sympathisieren ganz offen mit dem System des erklärten Feindes.
Die gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit waren ja auch kaum auszuhalten. In der Zeit wären mehrere meiner Freunde und Verwandten direkt durch Gefängnis bedroht, aufgrund von sinnfreien Gesetzen. In den Schulen gab es noch die Prügelstrafe und wer lange Haare trug oder sonstwie aus der Rolle fiel hatte es schwer in dieser Gesellschaft zu bestehen.
Die politische Ordnung sollte auch nicht generell verändert werden, da gab es ja unterschiedliche Strömungen der 60er Jahre. Die überwiegende Mehrheit wird sich wohl für Reformen eingesetzt haben, gegen den Vietnamkrieg und für die Rechte von Minderheiten. Natürlich gab es kommunistische Strömungen, die Bewegung der 60er Jahre allerdings darauf zu reduzieren ist falsch.
Sicher wurden Straftaten begangen, was zu verurteilen ist, aber dann muss man auch folgendes erwähnen, wie zB eben die Schlagzeilen der Springerpresse und anderen Zeitungen oder die Aktionen des Staates (Verteilung von Molotow-Cocktails etc. an Studenten, Organisation von Mobs, Benno Ohnesorg etc.).
Leitwolf schrieb:Eskalieren Staat, Medien und Gesellschaft diesen Konflikt etwa auch?Nein, sie rufen nicht zur Ergreifung der Rädelsführer, beleidigen diese nicht und rufen auch nicht zu Straftaten auf. Gegenüber Rudi Dutschke hat man sich in dieser Beziehung allerdings nicht zurückgehalten, was ja auch zu Ausschreitungen geführt hat.
Good judgement comes from experience, experience comes from bad judgement.